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Warum sind Erwachsene eigentlich immer so müde?

  • Autorenbild: Anna M. Dittus
    Anna M. Dittus
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

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Warum eigentlich?

Mit aquamarin-blauen Augen durchs Leben 


Mein Name ist Anna M. Dittus, und heute sprechen wir über etwas, das uns alle betrifft: die feine, subtile, allgegenwärtige Erschöpfung, die man als Erwachsener einfach so mit sich herumträgt. Wie einen Rucksack. Voller Steine. Oder Schicksal. Oder einfach Steuerunterlagen.


Sagen Sie mal, kennen Sie das auch? Wir wachen morgens auf und sind schon wieder müde. 

Dieses „Ich bin nicht müde-müde…", das uns an manchen Tagen vom Aufstehen bis zum ins Bett Gehen begleitet. Kombiniert mit jenem

„Ich ruhe nur kurz die Augen aus“ und Zack – man wacht auf, und fragt "Wer bin ich, und wo bin ich und wenn ja, wie viele?"


Warum sind Erwachsene eigentlich immer so müde?


Wann genau ist das passiert?

Wann ist aus „Ich schlafe, weil ich müde bin“ das

„Ich bin müde, weil ich lebe“ geworden?

Wissen Sie es? Verraten Sie es den "Mitleidenden"? Ach ja,  die große Müdigkeits-Lüge der Erwachsenenwelt ...

Als Kind dachte ich, Erwachsene seien müde, weil sie so unglaublich viel arbeiten.

Heute weiß ich:

Nein.

Sie sind müde, weil… ja, weil alles müde macht.


Klingt übertrieben?

Na gut, machen wir eine Liste:

Komische Menschen machen müde.

Nicht antwortende Menschen machen noch müder.

Menschen, die einem wichtig sind, aber Probleme haben oder schlichtweg nicht mehr "funktionieren" machen am müdesten.

Denken macht müde.

Nicht denken auch.

Steuererklärungen sowieso.


Social Media macht müde, weil man sich fragt: „Warum ist die komische Influencerin mit ihren 25 nicht müde? Wovon lebt die? Energie? Photosynthese?“

Und zugegeben, man fragt sich in den sozialen Medien bzw. über eben diese noch vieles, vieles mehr, was einen nicht fit und motiviert fühlen lässt.


Ach, kennen Sie eigentlich den Kreislauf der Müdigkeit? Man ist müde → man schläft → man wacht auf → man ist immer noch müde → man grübelt und grübelt → man ist so müde, dass man zu müde ist zum Schlafen.


Was die Wissenschaft dazu sagt, wollen Sie wissen? Ja, das wollte ich auch. Ich hab da mal direkt bei ihr nachgefragt. Ihre Antwort: Wir sind alle im Eimer. Also im übertragenen Sinn. Sie verstehen.


Ja, das ist nicht meine dämliche Idee. Das ist Forschung. Studien zeigen, dass Erwachsene heute weniger schlafen, mehr funktionieren und ständig unter Strom stehen. Wie genau Sie das verstehen müssen? Naja, jeder von uns hat ein Smartphone. Bleiben wir doch bei diesem Beispiel. Wir sind quasi Handys, die nur bis 37 % laden – egal, wie lange wir am Kabel hängen.

Auf Dauerbetrieb.

Im Batteriesparmodus.

Mit einem Display, das viel zu hell eingestellt ist.


Und jetzt mal Hand aufs Herz, lieber Leser:

Wann waren Sie das letzte Mal wach, ohne müde zu sein?

(Gilt nicht nach Kaffee bzw. Red Bull Nummer vier. Wobei das mir persönlich auch nix mehr hilft.)


Natürlich betreibe ich für meine Kolumne ANNA-lytische Recherche. Und das muss ich Sie jetzt einfach fragen: Ist Ihnen das schon aufgefallen?

Ab 30 verändert sich das Gähnen.

Es wird… expressiver. Nicht mehr leise, niedlich, zurückhaltend.

Nein – da wird plötzlich geprustet, geächzt, gedehnt, geknackt, geschnauft. Als wäre man ein Möbelstück, das sich beschwert. Und das Beste: Man kommentiert es plötzlich!

„Oh man, ich bin soooo müde.“

„Puh, langes Wochenende gehabt.“

„Das Alter, haha.“

Bitte.

Wir wissen doch alle, dass Sie am Wochenende um 21:43 eingeschlafen sind, während Sie so tun wollten, als würden Sie nur kurz die Augen schließen.


Also seien wir ehrlich (so ganz unter uns dürfen wir das schließlich sein):

Ich persönlich vermute nun, dass dem so ist, weil wir die ganze Zeit so tun, als wären wir nicht müde. Weil wir 28 Dinge gleichzeitig managen.

Weil wir Verantwortung tragen, die früher unsere Eltern getragen haben – und Spoiler: Die haben auch nur so getan, als wären sie wach. Ich bin mir 1000%-ig sicher!!!

Und weil wir wissen, dass man IMMER irgendwas vergessen hat – und das Gehirn konstant scannt, was es gewesen sein könnte.

Weil Erholung heute ein Luxusgut ist.

Und weil wir uns immer weniger Pausen erlauben.

Aaaaaber: Es gibt etwas, das uns die Müdigkeit auch ein bisschen sympathisch macht - denn sie ist unser menschliches Bindeglied.

Sie macht uns weich.

Brüchig.

Zärtlich.

Menschlich.


Sie kennt keine soziale Schicht, kein Einkommen, keine Herkunft. Sie ist wie ein Leitsystem durch die Erwachsenenwelt:

Alle müde.

Jeder aus anderen Gründen.

Und jeder tut sein Bestes.

So, und damit wir uns alle zwar immer noch müde, aber eventuell etwas besser fühlen: Es ist nicht Schwäche, wenn man erschöpft ist.

Es ist nicht Faulheit, wenn man mal nicht kann.

Es ist nicht Versagen, wenn man nicht 24/7 glänzt.

Müdigkeit ist oft ein Zeichen dafür, dass man gibt,

dass man kämpft, dass man fühlt, dass man lebt.

Und ja, manchmal auch dafür, dass man um halb drei morgens noch die Küche aufgeräumt hat,

weil man JETZT plötzlich unbedingt die Gewürzschublade sortieren musste. Also von derartigen Küchen-Phänomenen bin ich zum Glück nicht selbst betroffen, aber ich habe schon davon gehört!


Der kleine Aufruf an Sie, lieber Leser…


Wenn Sie heute müde sind ... ist das für mich überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Es ist Sonntag. Machen Sie etwas Schönes. Oder gar nichts. Oder schlafen Sie. Oder tun Sie so. Oder tun Sie etwas, das Ihnen Energie gibt, anstatt sie zu rauben.


Und wenn Sie das nächste Mal jemanden gähnen hören, lächeln Sie. Vielleicht ist er genauso müde wie Sie.

Oder noch müder.

Oder gerade auf dem Weg, einer von uns zu werden.


Herzlichst

Ihre Anna M. Dittus

(41, offiziell in der Lebensphase: „Ich bin nicht fertig, ich lade nur.“)

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