…ja, was soll ich sagen – ich bin ja von Haus aus (zumindest in meiner Freizeit) ein eher „entspannungsbetonter“ Mensch. Da mir das aufgrund der vielen Arbeit nicht immer so gelingt, wäre ich ja völlig übergeschnappt, einen Tag bei Lucifer (Geniale Serie!) zwischen Himmel und Hölle herumzufliegen – viel zu anstrengend! Oder 24 Stunden mit „Red“ Reddington (Ich liebe ihn!) Verbrecher anhand der Blacklist (Ja, ich gebe zu, eigentlich ist das meine wahre Lieblingsserie!) zu jagen – am Ende werde ich noch angeschossen. Neeee, liebe Freunde der guten Kurzgeschichte, ich bin dann mal weg – auf Hawaii!
7:37 Uhr, Mein Strandhaus
Gut gelaunt und frisch geduscht springe ich die Treppe meines kleinen, bescheidenen Strandhäuschens hinunter in die Küche und während ich noch über die perfekte Welle und mein Surfbrett nachdenke, entdecke ich Steve McGarret, wie er, mit einer großen Kaffeetasse in der Hand, an meinem Küchentisch sitzt und mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Uhr sieht. Mist, ich bin wohl wieder zu spät dran. Er grinst mich an: „Zu spät aufgestanden oder zu lange gesurft?“ „Äääääähm…“ Etwas Geistreiches zu meiner Entschuldigung fiel mir tatsächlich nicht ein. „Auf`s Frühstück verzichtest Du wohl heute. Wir müssen los!“
7:45 Uhr, im Camaro von Denno, Steve wie immer am Steuer
„Können wir nicht wenigstens noch kurz bei Kamekona vorbeifahren? Ich hab` so einen Hunger!“ „Knoblauchschrimps zum Frühstück?!?“ Jaaa, okay, ich hatte mir schon gedacht, dass Denno mir einen Strich durch die Rechnung machte. Das kann ja heiter werden, so auf nüchternen Magen zu einem Tatort zu fahren. „Wohin geht die Fahrt eigentlich?“ „Ins Hilton; da wurde ein Barkeeper ermordet.“ Steve gibt Gas, worauf sich Denno – wie immer – ängstlich an der Beifahrertür festhält. „Hey Maaaaann, fahr`mal etwas langsamer, das ist ja schließlich mein Auto!“ Ich rolle mit den Augen – immer wieder die gleiche Diskussion…
8:02 Uhr, Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort, Poolbar
Also, das sieht wirklich übel aus – vielleicht doch gar nicht so schlecht, dass ich das Frühstück ausfallen lassen musste. Der Barkeeper liegt mit aufgeschlitzter Kehle quer über dem Tresen – die Spurensicherung ist fast fertig mit ihrer Arbeit und Gerard Hirsch steht in den Startlöchern, um den Tatort zu säubern. Der Hotelbetrieb soll schließlich so schnell es geht weiterlaufen. „Wow, das war aber wirklich ein gutaussehender Typ! Also, mir wäre jetzt wirklich nach einem Cocktail auf den Anblick!“ Steve und Denno grinsen mich an – sie kennen meine Schwäche für gutaussehende Männer und Cocktails. Die nächsten drei Stunden verbringen wir damit, die Hotelangestellten und die Gäste, die gestern Nacht noch in der Bar eingekehrt sind, zu befragen. Ein mögliches Mordmotiv: Eifersucht. Unser Opfer hat seinem Kollegen, ebenfalls ein überaus attraktiver Mann, die Freundin ausgespannt.
11.30 Uhr, Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort, Hotellobby
„Darf ich den eifersüchtigen Barkeeper übernehmen? Bitteeeee!“ Was ist schließlich besser, als einen gepflegten 12 Uhr-Cocktail an der frisch gereinigten Poolbar einzunehmen? Und der Barkeeper hatte mich bisher auch noch nicht als Task Force-Mitarbeiterin kennengelernt. Steve scheint meine Gedanken zu erahnen, er droht aus Spaß mit dem Zeigefinger: „Aber bleib` bei der alkoholfreien Version, verstanden?“ „Klar, Boss!“ Ich feixe! So liebe ich meine Arbeit – im Touristenmodus an der Poolbar sitzen, den ein oder anderen Cocktail schlürfen und nebenbei noch einen Fall lösen. Perfekt!
12:00 Uhr, Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort, Poolbar
Mit meinem Sex on the Beach (selbstverständlich alkoholfrei) in der Hand und einem leckeren Club-Sandwich vor mir beginne ich ein zwangloses Gespräch mit dem Barkeeper. Unauffällige Recherche gehört zu meinen Spezialgebieten. Bei zwei weiteren Cocktails finde ich heraus, dass Juan – welcher Name eignet sich auch besser für einen Schönling hinter dem Tresen einer Poolbar – bereits wieder vergeben ist. Er ist ein sehr zuvorkommender Mann, höflich, aber nicht penetrant, und so kommen wir sehr schnell in ein intimeres Gespräch. Juans neue Liebe heißt Georgos – ein sehr heißblütiger und noch dazu überaus eifersüchtiger Grieche, der in diesem Hotel als Koch arbeitete. Sehr interessant und leider ein Grund, meinen so wunderbaren Arbeitsplatz zu verlassen, um in ein paar Schritten Entfernung mit Steve zu telefonieren.
14:30 Uhr, Hilton Hawaiian Village Waikiki Beach Resort, Pool
„Wir haben gerade noch mit den WG-Partnern unseres Opfers gesprochen. Hier deutet auch alles darauf hin, dass wir uns diesen Georgos näher anschauen sollten. Die beiden Barkeeper und die gemeinsame Freundin scheinen eine lustige Dreieckbeziehung gehabt zu haben. Bleib` Du am Pool und lass` Juan nicht aus den Augen, wir sind gleich am Hotel und statten der Küche mal einen kleinen Besuch ab.“ Och ja, am Pool bleiben kann ich. Ich strecke mich auf einer der Liegen aus und behalte die Bar im Auge. Was für ein „Arbeitstag“! Während ich mich in der Sonne räkle, denke ich darüber nach, wie ich Denno und Steve nachher doch noch zu einem Abstecher zu Kamekonas Schrimpstruck überreden kann.
19:30 Uhr, im Camaro von Denno, Steve wie immer am Steuer
Zu dritt hatten wir Georgos über eine Stunde in der Mangel. Eigentlich war er ein ganz putziger Geselle mit einem ganz typisch-schwulen Touch, der in sympathisch erscheinen lässt. Doch nach einiger Zeit kam der eifersüchtige Liebhaber dann doch ans Tageslicht – und der war, wie Denno schließlich zusammenfasste, „nicht von schlechten Eltern“! Nun sitzt Georgos in Untersuchungshaft und wir fahren von Kamekona (Jaaa, es gab noch eine große Portion der legendären Knoblauch-Schrimps für mich!) in unsere Lieblings-Cocktailbar, um uns dort mit Kono, Adam und Chin Ho zu treffen. Die hatten wir ja heute noch gar nicht gesehen und außerdem hatte ich schließlich nur alkoholfreie Getränke mit Schirmchen genießen dürfen.
00:01 Uhr, The Tchin Tchin! Bar, Honululu
Es ist einfach ein Traum auf Hawaii arbeiten zu dürfen. Sonne, Strand, Meer, Schrimps, Cocktails… Und die Kollegen sind wirklich einzigartig. Eine richtige Oana, wie man hier auf Hawaii zu sagen pflegt. Während ich mit Kono gerade ein Date zum gemeinsamen Surfen ausmache, klingelt Steves Handy. Nachdem er sich gemeldete hatte, lauscht er einige Sekunden, verdreht dann die Augen und legt auf. „Was ist?“ Ich schaue neugierig über den Rand meines Cocktailglases. „Juan ist tot, Kehle aufgeschlitzt, im Hilton Hotel. Stell Deinen Cocktail ab, wir müssen los! Georgos war wohl doch nicht der Richtige…“ Ich grinse: „Vergiss`es!“ Fragend hob er eine Augenbraue. „Das hier läuft unter dem Motto „Ein Tag in meiner Lieblingsserie“! Es ist 00:03 Uhr. Ich bin ´raus – aber Euch viel Erfolg!“ Wir lachen und ich nehme einen großen Schluck von meinem Cocktail.
Anna M. Dittus
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